Report unserer Volontärin Hanna Schmidt über die Situation an der "Community Trans primary and nursery school" in Iganga, Uganda seit Corona

 

Der erste Lockdown in Uganda fand vom 21. März 2020 bis zum 15. Oktober 2020 statt. In diesem Zeitraum waren alle Schulen komplett geschlossen. Dann durfte P.7 (die Abschlussklasse) unter strengen Auflagen (Maske tragen, täglich Temperatur messen, keine Besucher in der Schule, Abstandsregeln...) zurück in die Schulen. Jede Schule wurden kontrolliert und mit einem Zertifikat ausgezeichnet, wenn sie den Coronaverordnungen entsprach.

Dies galt bis zum 18.12.2020.

 

In diesem Zeitraum hatte die Schule finanzielle Probleme, da nur die Einnahmen aus Schulgebühren allein aus P.7 nicht alle Kosten decken konnten. Auch hatten die Eltern kaum Geld, weil sie im Lockdown selbst nicht arbeiten konnten und somit nichts verdienten.

Deshalb wurden in diesem Zeitraum die Lehrkräfte für P.7 reduziert, sowie deren Gehälter gekürzt. 20 % von dem Gehalt wurde vom Verein "Pro Ugandan Children (PUC) - Schenk Leben e.V." übernommen.

Zusätzlich belastend war der unerwartete Tod unseres Schuldirektors Perezi Were. Dadurch fiel eine sehr wichtige Rolle in der Schule weg, denn er war mit Florence, seiner Frau, Gründer der Schule, und als Exekutivdirektor Florence als Schulleiterin eine unersetzliche Stütze.

Vom 3. Januar 2021 bis zum März 2021 durften dann P.5, P.6 und P.7 zurück in die Schule. Allerdings wurden dann im April 2021 bis Anfang Januar 2022 alle Schulen wieder komplett geschlossen - also fast ein ganzes Jahr!

Am 10. Januar 2022 durften die Schulen für alle Klassen wieder komplett öffnen. Man muss bedenken, dass P.1 - P.4 zu diesem Zeitpunkt fast 2 Jahre nicht in der Schule gewesen waren und P.5 + P.6 nur für 3 Monate während des Lockdowns die Schule konnten.

 

Nach der Wiedereröffnung kamen einige Probleme auf die Lehrkräfte und Schulleitung zu. Zum einen hatte sich die Arbeit innerhalb der Schule von 3 leitenden Personen, durch den Tod von Florence‘ Mann, auf 2 reduziert. Nun mussten vor allem Florence und der Headteacher den gesamten Ablauf organisieren.

Vieles musste nach dem langen Lockdown erneuert werden. Von den neuen Schulgebühren wurden unter anderem die Klassenräume renovieren. Viele Tische mussten repariert werden, da Termiten sie zerfressen hatten. Die Außenwände wurden neu gestrichen, überall musste der Staub entfernt werden und auch die von PUC gesponserten Toiletten wurden repariert.

Zum anderen sah sich die Schule einer immer weiter steigenden Inflation gegenüber.

Seit Januar und vor allem auch mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine wird alles teurer. Vor allem das Mais-Mehl für den Posho, die Bohnen sowie das Kochöl verteuerten sich extrem.

20 l Öl kostete Anfang Januar 75.000 UGX, jetzt kostet es 170.000 UGX,

50 kg Bohnen kosteten im Anfang Januar 72.000 UGX, jetzt kosten sie 145.000 UGX

und 1 kg Mais-Mehl für Posho kostet im Januar 2500 UGX, jetzt sind es 3400 UGX.

Wenn man überlegt, dass das Budget der Schule davor schon knapp bemessen war, weiß man, dass es jetzt nochmals deutlich schwieriger wurde.

Grund für diesen extremen Preisanstieg ist neben dem aktuellen Ukraine-Krieg vor allem der Klimawandel. In der letzten Trockenzeit Mai/ Juni schien verhältnismäßig zu viel Sonne und es regnet hier in der Region weniger als üblich. Deshalb müssen jetzt zusätzlich Lebensmittel aus anderen Regionen gekauft werden.

Da die Benzinpreise auch in Uganda in letzter Zeit extrem gestiegen sind, werden dadurch natürlich auch die Transportkosten höher, was der Verbraucher sehr zu spüren bekommt.

 

Die Schülerzahl von 556 vor dem Lockdown im Jahr 2020 hatte sich nach dem Lockdown auf 485 reduziert.

Der Hauptgrund dafür ist, dass sich viele eine private Schule nun nicht mehr leisten können, und die Kinder eher auf eine staatliche Schule geschickt werden.

Dort sind meistens die Schulgebühren niedriger, die Qualität der Ausbildung allerdings auch.

Die Schülerzahlen an den staatlichen Schulen sind nach dem Lockdown deutlich gestiegen.

Oft können die Eltern die Gebühren nicht komplett zahlen und schulden der Schule noch Geld, auch wenn schon das nächste Term anfängt. Dadurch hat natürlich auch die Schule weniger Geld zur Verfügung.

Eine gute Nachricht ist, dass die Lehrerzahl nahezu gleich geblieben ist. Vor dem Lockdown hatte die "Community Trans Nursery And Primary School" 22 Lehrer, nach dem Lockdown sind 21 zurückgekommen.

 

Mit dem Geld, das Florence nach den Tod ihres Mannes von der Familie, Freunden und Nachbarn bekommen hatte, fing sie an, einen Neubau auf dem Schulgelände zu bauen. Bisher steht davon das Fundament und auch die Mauern sind schon fertig. Es fehlt noch das Dach und der Feinschliff sowie die Ausstattung (siehe Bilder).

Auch eine Ebnung des Bodens vor dem Gebäude ist noch nötig.

Ein angrenzendes Grundstück steht aktuell auch zum Verkauf, welches Florence gerne als Sportfeld gestalten würde.

Dafür fehlt aber im Moment das Geld.

 

Kinder während des Lockdowns:

Die meisten Kinder, vor allem in der Stadt, waren während des Lockdowns nur zu Hause, alleine ohne jegliche Beschäftigung. Manche haben kleine Dinge wie etwa Eier oder Chapati (eine Art Pfannkuchen) verkauft, um etwas Geld zu verdienen. Ein paar konnten auch ihren Eltern in der Landwirtschaft auf dem Feld helfen.

Leider nahm während des Lockdowns die Rate an häuslicher Gewalt und Vergewaltigungen stark zu. Manche minderjährigen Mädchen wurden aus finanziellen Gründen sogar verheiratet.Viele Mädchen kommen aufgrund einer ungewollten Schwangerschaft nicht mehr zurück zur Schule.

 

Lehrer während des Lockdowns:

So gut wie alle Lehrer haben während des Lockdowns nicht unterrichtet. Ohne Arbeit hatten sie auch kein Einkommen. Jeder musste sich selbst darum kümmern, wie er/sie etwas Geld zum Überleben verdienen konnte.

Viele fanden dann kleinere Jobs, zum Beispiel in der Landwirtschaft.

 

Die Regierung hatte verschiedene Methoden vorgeschlagen, um den Kindern trotzdem Bildung zu ermöglichen. Es scheiterte aber an der Umsetzung.

r "Home Learning" hatten sie zum Beispiel nur ein Buch pro Klasse bereitgestellt, "e-learning" sollte mit Zoom stattfinden, allerdings konnten sich die wenigsten Familien einen Laptop oder auch nur Internet und Strom leisten.

 

Es wurde auch vorgeschlagen, dass man mit Sendungen im Fernsehen lernen könnte, aber es besitzt nicht jeder einen Fernseher.

Im Radio wurden ebenfalls Unterrichtseinheiten ausgestrahlt, allerdings war hierbei das Problem, dass das Level meist zu den Hörern und Schülern nicht passte. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass alle Methoden nicht effektiv waren und sich im Lockdown nur die Wohlhabenden Bildung leisten konnten.

 

Das Verhalten der Kinder nach dem Lockdown:

Viele Lehrkräfte, mit denen ich gesprochen habe, sagten, dass die Kinder nach dem Lockdown ein anderes Verhalten zeigen.

Da die Kinder im Lockdown meist tagsüber alleine waren, haben sie nun keinen Respekt mehr den Lehrern gegenüber.

Manche Kinder sind in den 2 Jahren Lockdown stark gewachsen. Nun sind sie in derselben Größe wie die Lehrer und können es nicht verstehen warum sie ihnen Respekt zeigen sollten.

Andere Kinder, die, die im Lockdown etwas Geld verdienen konnten, wurden von ihren Eltern gezwungen, zurück in die Schule zu gehen, und waren dementsprechend auch unmotiviert, wieder in der Schule zu sitzen anstatt Geld zu verdienen. So gut wie alle Eltern wollten aber, dass ihre Kinder, wenn es finanziell möglich war, zurück in die Schule gehen. Denn viele Kinder haben mehr Respekt vor den Lehrern als vor den Eltern und so wollten die Eltern nicht mehr, dass die Kinder nur zu Hause herumsitzen.

 

Ein weiteres Problem, was den Lehrern gegenüber stand, war, dass die Regierung einen neuen Lernplan entwickelt hatte, mit dem der verlorene Stoff nachgeholt werden sollte. Denn wenn man vor dem Lockdown am Anfang der fünften Klasse war sollte man nach dem Lockdown laut der Regierung in die sechste Klasse gehen. So muss man in der sechsten Klasse den ganzen Stoff der fünften nachholen plus zusätzlich den Stoff der sechsten. Dadurch hat man also mehr Themen in einem Jahr, was mehr Stress für die Kinder und Lehrenden bedeutet.

Dies wirkt sich natürlich auch auf die Kinder aus, wenn sie 2 Jahre nichts gelernt haben und nun plötzlich in einem Jahr 200 % mehr lernen müssen.

Dieser neue Lernplan gilt für die nächsten 2 Jahre.

 

(Oktober 2022)


Die lange Zeit des Lockdowns ist vorbei! Uganda kehrt allmählich zu einem normalen Alltag zurück.

 

Wie viele Menschen die Corona-Pandemie nicht überstanden haben, weiß niemand ganz genau. Einige Wenige konnten eine Impfung erhalten, viel haben die Erkrankung, zum Teil mit sehr schweren und langanhaltenden Symptomen, überwunden. Dazu gehört auch unser Projekt-Koordinator vor Ort, Mr. Peter Owori. Nach langer Krankheit und Schwäche ist er nun fast wieder ganz bei Kräften und konnte bereits die Arbeit wieder aufnehmen.
Die Community Trans Nursery and Primary School hat nach zwei Jahren geschlossener Türen vor zwei Wochen nun wieder ihre Pforten öffnen können! Natürlich vermissen wir alle unseren ehemaligen Schuldirektor Perezi sehr. Allen voran seine Witwe Florence, die nun tapfer und tatkräftig die Geschicke der Schule allein in die Hand nimmt.
Täglich kommen mehr Schüler zur Community Trans und melden sich zurück. Keiner wusste, wie viele es werden würden. 

Seht auf nebenstehendem Foto das erfreuliche Resultat:
Es sind mindestens so viele lernbegierige Kinder wie vor der Pandemie!
Das freut uns sehr! Und spornt uns an, nun unsere helfenden Hände zu reichen, um Florence bei der Wiederaufnahme der Arbeit als Schulleiterin zu unterstützen.
Ganz besondere Hilfe benötigen vor allem auch die Lehrer!
Sie sind alle wieder da!
Keine und keiner sind ausgeblieben!
                                                                                                        Welch eine Treue zur Schule!
Wie sie diese zwei Jahre ohne Einkommen überstehen konnten, können wir uns wohl kaum wirklich vorstellen! Unbegreiflich für uns!
Das Wissen darum, dass wir da sind und hinter ihnen stehen, gibt ihnen Hoffnung und Kraft und spornt sie an, die Arbeit wieder aufzunehmen. Sie sind erleichtert und ein bisschen weniger ängstlich vor der Zukunft, wie Florence schreibt, als sie ihnen erzählte, dass PUC weiterhin Unterstützung gibt.
Wollen wir ihnen diesen „Moral booster“ geben!
 
Jede Spende hilft dabei!
Habt vielen Dank dafür!